Littlemill
Littlemill ist 1772 gegründet worden. Die Geschichte der Brennerei lässt sich schwer zusammenfassen, harte Zeiten und unzählige Besitzerwechsel zeichneten Littlemill. Dabei war die Brennerei lange Quell der Whiskyinnovation, hier wurde 1931 ein Vorläufer der Condenser-Stills erfunden, mit welcher ganz verschiedene Whiskystile hergestellt werden konnten. Von Littlemill aus ging das Unternehmen dann ein paar Meilen nördlich und gründete 1966 die Brennerei Loch Lomond, da sind die weiterentwickelten Condenser-Stills bis heute im Einsatz. Im Rahmen der Whiskykrise wurde sie dann 1992 stillgelegt, ein Feuer im Jahr 2004 gab ihr dann den Rest. 2006 stürzte die Brandruine endgültig zusammen. Littlemill gilt somit als unwiederbringlich verloren.
Fotos: © HES. Reproduced courtesy of J R Hume / Sie stammen vom 3. September 1975
Neue Tastingnotes
Littlemill 1992 - 2015, 23 Jahre, 57% alc. Berry Bros & Rudd für Charles Hofer SA. Fass Nr. 506
Nase: Süß und exotisch. Ananas, Kiwi, Pfirsich und Litschi fallen mir zuerst auf, dahinter kommen Kamille, Salbei und Löwenzahn, anschließend gesüßter Kamillentee und getrocknete Gräser. Dazu einiges an Holzaromen, Eiche, Sandelholz, Zeder, Kiefernharz und sogar etwas Tannengrün.
Gaumen: Intensiv, die Kraft der 57% bringt die Aromen richtig in Fahrt. Auch hier wieder einiges an Fruchtaromen, Litschi, Kiwi und Mango, dann Ahornsirup, Malz und Rhabarber, trockenes Getreide, Müsli, etwas Grapefruit sowie Orangen, anschließend Zitronenbrause.
Abgang: Lang, wirkt nun etwas trockener als auf dem Gaumen, die süßen Fruchtaromen machen Platz für Malz und Honig. Zum Ende hin noch ein wenig Limettenabrieb.
Fazit: Mehr Frucht geht schon fast gar nicht, wieder mal ein herrlicher Littlemill. Hätte diese Brennerei doch früher schon solche Abfüllungen hervorgebracht, dann würde sie es heute bestimmt noch geben. 91/100 Punkte (2024)
Frühere Tastingnotes
Littlemill 5 Jahre, 43% alc. Originalabfüllung (1970er Jahre). Ausbau: Keine Angabe.
Nase: Mürbe Äpfel, Apfelkompott und Frühlingswiese. Dahinter kommen schnell Aprikose, Kiwi und Stachelbeere, daneben Vanillekekse und Kakaobutter.
Gaumen: Etwas dünn, leicht bitterer Antritt. Karamell, Vanille und Apfelkompott, dazu finde ich Zitronenabrieb und weiße Schokolade. Malz und eine ganz zart würzige Komponente ergänzen.
Abgang: Kurz bis maximal mittellang, sehr weich und cremig. Führt Nase und Gaumen harmonisch fort.
Fazit: Elegant süffig. 84/100 Punkte (2022).
Littlemill 8 Jahre, 40% alc. Originalabfüllung aus den 90er Jahren
Nase: Leichte Fruchtaromen, Frühlingswiese, Tulpen und Malzzucker. Daneben viel Vanille und Karamell, gefolgt von weiterem Getreide, Walnüsse und Beerenfrüchte, auch ein wenig Mandarine.
Gaumen: Leicht und etwas ölig, Orangen und Sultaninen, viel Malz und etwas Rohrzucker. Danach offenbart sich Bitterkaramell und angekohltes Brot.
Abgang: Mittellang und mit Nüssen, Malz sowie wieder ein wenig Karamell. Wirkt deutlich trockener als auf dem Gaumen, begleitet von einer sanften Würze.
Fazit: Easy drinking, typisch für die Region. 81/100 Punkte (verkostet 2015)
Littlemill 12 Jahre, Originalabfüllung, 40% alc.
Nase: Gras, Heide, etwas leicht fruchtiges - nicht näher definierbar. Ein gutes Pfund Vanille, hier schauen Bourbonfässer raus. Etwas Eiche kommt als Möbelpolitur rüber, leicht ledernd.
Gaumen: Säuerlicher Apfelsaft, Cidre? Süß-säuerlich, nicht wirklich komplex.
Abgang: Nicht vorhanden, trinkt sich wie der beschriebene Apfelsaft. Kurz und süffig.
Fazit: Netter dram, mehr auch nicht. 77/100 Punkten (Erstverkostung 2011, zuletzt 2021)
Littlemill 21 Jahre - Second Release, 47% alc. Originalabfüllung (2014). Ausbau: Keine Angabe
Nase: Avocados und Pfirsich, einiges an Limettensaft. Daneben kommen Bastelkleber, Kokosmilch und eine schöne Karamellnote auf. Im Hintergrund halten sich grüne Paprika und ein wenig trockene Heuwiese, danach folgt frischer Tabak. Nach ein paar Minuten verfliegen die fruchtigeren Aromen und machen Platz für verschiedene Gewürze, eingebunden sind diese in Honig und Bienenwachs.
Abgang: Mittellang und eher trocken. Bestätigt den Gaumen, die Gewürze und das Eichenholz nehmen sich wieder etwas zurück und mischen sich angenehm mit den Frucht- und Kräuteraromen.
Fazit: Hätte diese Brennerei zu ihren Lebzeiten den Whisky schon länger als nur 12 Jahre gelagert, würden wir heute noch immer so tolle Abfüllungen genießen können. Littlemill ist nun leider nicht mehr, wer aber die Gelegenheit mal bekommt, muss diese Abfüllung definitiv probieren. 90/100 Punkte (2021)
Archiv - Unabhängige Abfüllungen
Littlemill 18 Jahre, 60,2% alc. Abfüller: Dream Drams Ausbau: keine Angabe.
Nase: Kräftig und alkoholisch, die Nase muss sich erst einmal daran gewöhnen. Dahinter kommen süße Bitteraromen von Karamell, Grapefruit, Stachelbeeren und ein Hauch von Himbeeren. Zudem zeigen sich kräftiges Malz, Pfeffer, frisch geölte Eiche und ein Hauch Schuhcreme.
Gaumen: Mundfüllend und intensiv, Zimt und getrocknete Früchte, Bananenchips, etwas Mandelaroma. Einiges an Eichenholz und Pfeffer, ein Hauch Toffee und Birne.
Abgang: Unendlich lang, die Kombination von Würze und Alkohol kratzt und wärmt. Die Eiche wirkt deutlich älter.
Fazit: Spannend und reif, wirkt älter als er ist. 87/100 Punkte (2016)
Littlemill 1988 - 2012, 23 Jahre, 54,9% alc. Abfüller: Kierzek (Berlin, Lichtenberg) Ausbau: Sherry Cask 08/1077. Abfüllung auf 192 Flaschen limitiert.
Nase: Dunkle Früchte und Marzipan. Die Früchte erinnern an Wald- und Brombeeren, auch ein wenig Wachholder ist mit dabei. Dazu finden sich Kakao und milder Tabak sowie trockene Hölzer. Es folgen Wintergewürze, Zimt, Nelken, Muskat.
Gaumen: Intensiv, fruchtig und würzig. Der Alkohol ist präsent, stört aber nicht weiter. Beerenfrüchte und Schokolade, etwas Kaffee und Marzipan. Zudem eine leichte Karamellnote. Die Gewürze kommen wieder auf.
Abgang: Lang und die Gewürze sind viel kräftiger. Zimt und Salmiak sind besonders deutlich und stechen aus dem Fruchtcocktail hervor.
Fazit: Traumstoff! Gute Fasswahl 91/100 Punkte (2015)
Littlemill 1988-2013, 52,1% alc. Abfüller: Malts of Scotland. Ausbau: Sherry Hogshead, Cask Nr. MoS 13035,
Nase: Fruchtig und süß, sehr tief und mit angenehmen Holz- und Sherrytönen. Anfangs startet der Littlemill mit schwarzen Johannisbeeren sowie Brombeeren, dahinter kommt dann eine kräftige Ledernote durch, das Leder selbst ist wettergegerbt und riecht nach Salz und Küste. Zudem tauchen Limetten auf, Orangensaft und etwas grüner Tee, die Zitrusfrüchte wirken extrem säuerlich.
Gaumen: Ungewöhnlich ölig, einiges an Schwarztee, zerlassene Butter, Nüsse und morsches, feuchtes Holz. Ein Hauch von geschmorrten Zwiebeln, Chili und daneben wieder die Zitrusfrüchte, hier aber mehr süß als sauer.
Abgang: Sehr lang, viel Holz, einiges an Datteln und Rosinen, zudem ein starker Einschlag von Zimt und Pfeffer.
Fazit: Skurril und spannend, muss man aber nicht jeden Tag im Glas haben. 84/100 Punkte (2016)
Littlemill 1988-2015, 26 Jahre, 52,5% alc. Abfüller: Hart Brothers. Ausbau: Sherryfass
Nase: Richtig fette Beerenfrüchte, reif und fruchtig. Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und ein Hauch Stachelbeere. Dazu ein wenig Leder, trockenes Eichenholz und milder Kakao, zudem feuchter Tabak.
Gaumen: Leicht angetrocknete Beerenfrüchte, Orangen, Grapefruit und weitere Zitrusfrüchte. Dazu jede Menge Getreide und Cerealien, auch ein paar Nüsse sind mit dabei. Der feuchte Tabak kommt wieder, der Gaumen schließt mit Schokolade.
Abgang: Sehr lang und trocken, mit Tabak, Sultaninen, Cranberrys, Malz und Kaffee.
Fazit: Heftiges Sherryfass - wunderbar, Wasser zähmt ihn ein wenig. 89/100 Punkte (2015) Ich danke dem Vertrieb (HEB) für die Probe
Littlemill 1988-2015, 26 Jahre, 52% alc. Abfüller: Hart Brothers, Ausbau: Portweinfässer
Nase: Reduzierter Portwein, Malz und feuchtes Heu. Zudem im ersten Antritt direkt Gewürze sowie klammes Eichenholz. Dahinter dann Orangen und Esskastanien, Schattenmorellen, frisches Karamell, Nüsse und etwas Kakao.
Gaumen: Weintrauben, Portwein und Malz, überraschend scharf. Grüner Pfeffer, geriebener Chili. Dazu Nelken, Zimt und eine fruchtige Süße, Traubensaft und trockenes Eichenholz, Eukalyptus sowie wieder der leicht bittere Kakao. Ziemlich komplex.
Abgang: Sehr lang und würziger als auf dem Gaumen. Wieder mit grünem Pfeffer, Gewürznelken und Zimt. Dazu Zitrus- und Beerenfrüchte, auch die Weintrauben sind wieder da. Die eiche prickelt und bleibt lange im Gedächtnis zurück.
Fazit: Noch ein Kracher - sehr komplex und verträgt kein Wasser. Extrem schöner Littlemill! 91/100 Punkte (2015) Ich danke dem Vertrieb (HEB) für die Probe
Littlemill 1990 - 2012, 22 Jahre, 52,8% alc. Abfüller: The House of MacDuff (The Golden Cask). Ausbau: Fass Nr. CM191
Nase: Birnen und etwas unreifer Apfel, anschließend kommt helles Johannisbeergelee zusammen mit Dosenananas auf. Dazu mischen sich Eisbonbons, zarte Kräuter treffen auf Menthol. Abgerundet wird der Geruch nach ein paar Minuten durch Walnüsse und getrocknete Gräser.
Gaumen: Malzig, nussig und leicht blumig. Getrocknete Kräuter und Gräser, Haferberei mit Karamell, Malzkaffee. Dazu finde ich dann wieder Johannisbeeren und Ananas, etwas Apfel und Birne. Zum Ende hin Eukalyptus und ein etwas mineralisches Mundgefühl von Tabletten.
Abgang: Mittellang, Haferkekse mit Aprikosenmarmelade, Weißweinschorle und Limetten.
Fazit: Viel Brennereicharakter trifft auf recht inaktives Bourbonfass, trotz seiner 22 Jahre wirkt er jünger als die frühere 5-jährige Originalabfüllung, schade. Aber heute kauft ja niemand mehr Littlemill um ihn zum trinken, also egal. 81/100 Punkte (2022)
Littlemill 1990-2015, 50,2% alc. Abfüller: Malts of Scotland, Ausbau: Bourbonfass, Cask MoS 15077.
Nase: Getreide und Malz, Stachelbeeren und Holunder, der Alkohol wirkt noch sehr kräftig. Dahinter kommen Melisse und Zitronengras, Limetten und Zitronendrops, etwas Birne und Pfirsich. Klingt jetzt unheimlich spannend, ist es aber nicht. Die Aromen sind stark ineinander verwoben, der Whisky wirkt gefällig.
Gaumen: Süß, cremig und leicht saftig. Hier liegt der Schwerpunkt bei den Zitrusaromen, Aprikosen und Malz, dahinter kommen milde Gräser und Schnittblumen, etwas Holundersaft und einiges an trockener Eiche.
Abgang: Lang, trocken, süß und bitter. Stachelbeere und Grapefruit klingen mit dem Eichenholz nach.
Fazit: Ein schöner Vertreter der Bourbonfassgereiften Littlemills, aber jetzt auch kein überragender. 86/100 Punkte (2016)
Littlemill 1991-2015, 24 Jahre, 53% alc. Abfüller: Pearls of Scotland (Gordon & Company), Ausbau: Cask 114
Nase: Blumig und würzig zugleich, wirkt leicht parfümiert. Zarte Pfirsicharomen , Tulpen und Malz. Dahinter ein leichtes Aroma von Walnüssen in Sommerhonig, Sahnekaramell und Buttergebäck. Diese Gebäckaromen werden mit der Zeit stärker, sie enthalten etwas Vanillin sowie Zuckerrübensirup.
Gaumen: Sehr fruchtig, Pfirsiche sowie unreife Aprikosen, etwas grüne Banane, gefolgt von viel Malz. Danach Shortbread, Gewürznelken und leicht pfeffrige Eichenholzaromen, Bitterkaramell und noch mehr Pfeffer.
Abgang: Sehr lang und mit viel Holz, pfeffriger Eiche, Karamell und etwas Honig. Zudem Johannisbeeren in Milchschokolade sowie eine Spur Zimt.
Fazit: Kommt nicht ganz an die Sherry- und Portweinreifungen von Hart Brothers heran, dennoch sehr empfehlenswert weil unverfälscht, typisches Bourbonfass. 86/100 Punkte (2016) Ich danke dem Importeur HEB für die Probe
Littlemill 1991 - 2016, 25 Jahre, 52,8% alc. Abfüller: Gordon & Company (The Pearls of Scotland). Ausbau: Fass Nr. 113
Nase: Blumig und pflanzlich, etwas würzig. Der erste Eindruck wirkt ein wenig wie im feucht/warmen Gewächshaus stehend. Rhabarber, Erdbeeren und schwarzer Pfeffer kommen mir in den Sinn. Dazu Aprikosen, Heuwiese und grüner Tee. Im Hintergrund hält sich ganz leichter Sommerhonig.
Gaumen: Kräftig und fruchtig. Reife Honigmelone, Rhabarber, Stachelbeere und Malz. Zudem aber eine starke Würze und ein bunter Strauch an Küchenkräutern. Estragon und richtig viel Pfefferminze, einiges an Pfeffer und Eichenholz. Vielleicht ein wenig Buttergebäck, aber die anderen Aromen dominieren.
Abgang: Extrem lang und trocken, viel Pfeffer, Pfefferminztee etwas Zimt, ordentlich Menthol.
Fazit: Deutlich pflanzlicher und mit mehr Power als sein direktes Schwesternfass Nr. 114 (1991-2015, 24 Jahre), aber auch vielschichtiger. Die Eiche bringt hier ziemlich viel Kraft mit sich, nicht einfach, aber komplex. 87/100 Punkte (2021)